Auf ausgetretenen Pfaden!
Auf ausgetretenen Pfaden kommt man nur dort an, wo andere schon gewesen sind, beziehungsweise ich schon mal gewesen bin. So setzte ich mir für das neue Jahr und die neue Saison 2018 das Ziel, an so vielen mir unbekannten Gewässern zu fischen, wie es mir möglich ist. Denn zwischen einer jungen Familie und Beruf ist dafür nicht immer die gewünschte und notwendige Zeit übrig. Dennoch möchte ich dieses Jahr von den Gegebenheiten, den Bedingungen und den gegebenen Voraussetzungen, von den neuen Gewässern lernen. Auch wenn ich dabei den ein oder anderen Blank mehr kassiere.
Das neue Jahr begann für mich doch recht schleppend. Überall wurde gut gefangen, nur ich tat mich mit der neuen Saison schwer. Doch konnte ich bei meiner vierten Session einen für mich sehr wertvollen und wichtigen Fisch in die Maschen meines Keschers ziehen. Einen der sehr wenigen und seltenen Spiegelkarpfen aus meinem derzeitigen Hausgewässer.
Mit voller Energie und Motivation getankt, beschloss ich mir nun das zweite neue Gewässer in diesem Jahr zu suchen. So fiel mein Interesse, welches durch Satellitenaufnahmen geweckt wurde, auf eine ca. 20 ha große Kiesgrube in Deutschland. Nun begann die lange Vorarbeit. Ich wusste gar nichts über diesen See, weder Pächter, Besitzer und Bestand oder ob dieser überhaupt zu beangeln ist.
Nicht einmal der Name oder die Gewässerbezeichnung waren mir bekannt. In der heutigen Zeit, vor allem durch das Internet, ist es doch um einiges leichter an Informationen, die ich für mein Vorhaben brauchte, zu kommen. Dabei fiel mir noch etwas in die „Hände“, ein Bericht von einem anderen Karpfenangler, der detailliert über seine Erfahrungen an diesem See schrieb. Ob dieser Bericht mir helfen würde, wusste ich derzeit noch nicht, aber er gab mir Anhaltspunkte. Meine Neugier war geweckt. Ich war heiß auf dieses Gewässer. Dabei sei gesagt, dass der Verfasser dieses Berichtes lediglich 2 Fische in 2 ½ Wochen fing. Und das noch zu unterschiedlichen Jahreszeiten, also keine optimalen Voraussetzungen.
Egal, ich plante meinen Trip Richtung Neuland um meine Erfahrungen zu sammeln. Wir hatten derzeit bereits hochsommerliche Temperaturen und die Fische waren im größten Teil Deutschlands bereits im Laichgeschäft, wenn nicht sogar schon durch. Was ja bekanntlichermaßen, entweder in die Karten oder dagegen spielt. Ich hatte nun aber etwas Zeit und nachdem ich die bürokratischen Sachen erledigt hatte, fuhr ich in Richtung Wasser. Gut ausgestattet für ein paar Nächte, machte ich mich am frühen Nachmittag aufs Schlauchboot, um meine Spods für die kommende und erste Nacht auszuwählen. Dabei sollte mir der Deeper pro+ wieder alle beste Hilfe leisten. Zu allererst ruderte ich, bei bestem Wetter, mäßigem Aufwind und 27°C, an dem mir links liegenden Ufer entlang, welches reich mit Totholz übersät war.
Dabei konnte ich auch schon den ersten Fisch, um die 5kg, im Geäst, dicht unter der Wasseroberfläche ausfindig machen. So ruderte ich langsam die Uferlinie entlang, bis ich plötzlich unweit vom ersten gesichteten Fisch, einen richtig schweren Spiegelkarpfen auf mich zukommen sah. Sofort stellte ich das Rudern ein und er zog unter meinem Boot durch. Durch das sehr klare Wasser konnte ich den Fisch selbst in 4m Tiefe beobachten. Auch der Deeper erfasste den Fisch und ließ mich nun bester Dinge sein.
So beschloss ich auch hier, auf der Zugroute des Fisches den ersten Spod anzulegen. Diesen präparierte ich, nach dem Markieren, mit reichlich gekochten Hartmais, Maispellets, Aufzuchtpellets, Groundbait und Boilies aus der Premium Range.
Nachdem der erste Spod angelegt war, ruderte ich parallel zum Ufer entlang, Richtung einer größeren Sandbank, die ich bereits über die Satellitenaufnahme ausfindig gemacht hatte. Diese fand ich dann auch recht schnell und ich präparierte sie ähnlich, nur ohne Pellets, dafür aber mit gekochten Tigernüssen, gequollenen Hanf und C3 Boilies, ebenfalls aus der Premium Range. Zurück am eigenen Ufer, baute ich meinen bescheidenen Wetterschutz für die nächsten Tage auf.
Und so genoss ich die letzten Stunden des ersten Tages, gespannt und voller Erwartungen für den Abend und die erste Nacht. Dabei fiel mir die hohe Fischaktivität an der Wasseroberfläche auf. Die Fische sprangen, rollten und tänzelten nur so an der Oberfläche und auch das ließ mich guter Dinge sein. So das ich jede Minute mit dem ersten Lauf rechnete.
Doch es sollte, wie so oft anders kommen, ganz anders. Ich blankte die erste Nacht und fütterte den Spod am Totholz nochmal komplett nach und den auf der Sandbank diesmal nur mit Boilies. Diese Entscheidung traf ich, da mir am Abend die meiste Fischaktivität im nahen Uferbereich um die 10 bis 15m und auch in Höhe des Totholz auffiel. Allerdings betrug die Wassertiefe 6 bis 7m. Ich fischte allerdings deutlich flacher am Totholz, um die 3m. Auf der Sandbank um die 1,50m. Der Wind nahm am kommenden Tag deutlich zu und es war schon heavy, die Ruten auf ihre Platz zu bekommen. An Werfen war gar nicht zu denken. Bäume und Totholz auf der einen Seite und 140m Entfernung zu dem Spod auf der flachen Sandbank. Es kam, wie es kommen musste. Ich blankte auch in der folgenden Nacht gnadenlos.
Ich begann am dritten Tag, ohne Lauf, zu zweifeln und überlegte, was zu ändern war. Es lief mir die Zeit, die ich noch hatte, allmählich davon. Zwei Nächte hatte ich noch vor mir. An den Bedingungen und Gegebenheiten änderte sich nichts. Selbst der Luftdruck blieb zwischen 1018-1021 hPa konstant stehen. Nur der Wind nahm gut zu.
Am dritten Tag zog ich tagsüber die Rute von der flachen Sandbank ab und versuchte nah am Ufer mit dem Zig-rig im Mittelwasser mein Glück. Auch dies blieb allerdings ohne Erfolg. So kam mir eine Idee und ich plante meine Strategie für die folgende Nacht. Ich ließ das Boot tagsüber, auch windbedingt eh schon am Ufer liegen. Ich dachte mir, dass das Boot über den Spots eine gewisse Scheuchwirkung haben könnte und die Fische dauerhaft verschrecken würde. Dieses Phänomen war mir schon von anderen, allerdings kleineren Gewässern bekannt. Also musste ein neuer Spod für die zweite Rute her.
Die erste Rute wollte ich weiter am vielversprechenden Totholz fischen. Den Spod fütterte ich vom Ufer aus etwas nach. So fiel die Wahl für die zweite Rute an die erste Kante am Ufer, zirka am Anfang von dem Bereich, an dem die Fische abends anfingen zu rollen. Nach etwa 1,5m Kies begann ein etwa 0,5 m breiter Krautgürtel und dahinter fiel das Ufer auf die besagten 3-9m ab. Am Gewässergrund befand sich aber ein dichter Teppich von ca. 5-10cm kleinen Wasserpflanzen. Deswegen fiel meine Wahl nun auf ein ganz simple gehaltenes Pop Up-Rig , welches ich mit einem weißen 20mm Hi Visual Banarama Pop Up bestückte. Dieses legte ich nun auf einen kleinen Partikel-Futterteppich in einer Tiefe um die 3.50m ab, ganz einfach mit einem Unterhandwurf. Es wurde allmählich später am Abend und der Wind legte sich ein wenig und so kochte ich mir noch etwas Wasser für eine Suppe und einen guten Kaffee.
Gegen 22 Uhr ertönte dann plötzlich mein DS3 Bissanzeiger, aber nicht an der Uferkante, wo wieder einmal sichtbar Karpfen sprangen, sondern die Rute am Totholz lief langsam ab. Schnell wurde klar, dass dies kein Karpfen sein konnte. Denn dafür war der Abzug zu zaghaft und zu ungleichmäßig. Es war ein typischer Brassenbiss. Nach unspektakulären Drill konnte ich nun einen ca. 4kg schweren Brassen noch im Wasser abhaken. Genauso schnell lag die Rute wieder auf ihrem Spod. Aber ich freute mich sehr über diesen Fisch. Seit 3 Tagen und fast 3 Nächten war dies doch der erste Fisch und meine Mühen zeigten wenigstens ein bisschen Wirkung. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich in der folgenden Nacht überhaupt nicht zum Ruhen kommen sollte.
Von nun an sollte der Bissanzeiger in einem Abstand von etwa 1 Stunde Alarm schlagen. Und jedes Mal sollte ein Brassen der Auslöser sein. Die Jungs ließen sich die Pellets und Premium Murmeln richtig schmecken. Um 3.30 Uhr dann kreischte mein Receiver fast in einem Dauerton. Dieses Mal nicht an der Rute am Totholz, sondern an der Rute im Uferbereich.
Ich nahm die Rute auf und drillte wenige Sekunden und der Fisch stieg aus. Dies sind die Momente eines Karpfenanglers, die man nur schwer in Worte fassen kann. Ich beschloss nun, frustriert, aber dennoch guter Hoffnung, noch einen Lauf zu bekommen, einen 16mm Pop Up der gleichen Sorte anzuködern und schlenzte die Montage wieder ein Stück hinter die Krautkante.
Dann ging eigentlich alles Schlag auf Schlag. Keine Stunde später lief die Rute wieder ab und ich konnte nach kurzem kräftigen Drill den ersten Zielfisch über den Kescherrand ziehen.
Eine Stunde später lief die Rute wieder ab und der zweite Fisch war sicher gelandet.
Dann geschah das Unglaubliche. Noch eh der Fisch versorgt war, lief die Rute wieder ab und es befanden sich zwei Fische auf der Matte.
Es kehrte etwas Ruhe ein und bis auf ein paar Brassen, alle um die 3-4kg war erstmal Pause. Dann kurz vor 10 Uhr lief wieder die Rute an der Krautkante ab und wieder konnte ich den Fisch sicher landen. Dazu sei bemerkt, dass ich bis dahin auch nicht eine Kelle Partikel oder gar Boilies nachfütterte. Doch dieses Mal hinterließ dieser deutliche Spuren der Laichzeit auf meiner Matte. Waren die Fische also noch gar nicht durch mit laichen und deshalb so launisch?
Am Nachmittag gesellte sich noch mein bester Freund für die letzte Nacht zu mir. Wir plauschten und fachsimpelten Stunden bis in den Abend hinein. Ich fütterte jeweils die Spods mit ihrem jeweiligen Futter vom Ufer aus nach. Doch es sollte ruhig bleiben. Nur die Brassen ließen sich die Baits schmecken. Um 6 Uhr morgens pfiff die nahe Uferrute wieder ab. Es war wieder ein Zielfisch sicher im Kescher gelandet.
Wir kochten uns noch eine gute Tasse Kaffee und räumten langsam das Feld, denn wir wollten mittags wieder bei unseren Frauen und ich bei meinem Sohn sein. Unterm Strich waren es 20 Brassen und 5 Karpfen, womit ich nach den ersten beiden Nächten, überhaupt nicht mehr gerechnet hatte. Neue Gewässer sind immer eine Herausforderung und man muss sich manchmal mehrfach komplett umstellen, sich den Bedingungen anpassen. Gerade aus diesen Gründen, suche ich persönlich dieses Jahr die Herausforderung, vermehrt an neuen Gewässern und jedes Mal nehme ich Erfahrungen mit und lerne neues dazu. Es lohnt sich auf unausgetretenen Pfaden, für sich neue Wege zu erkunden, bis man den Weg zu seinem Zielfisch findet.
LG Grüße
Bernd Symanowski
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