Auf Strom – Karpfenangeln am kleinen Fluss - Yannick Busley
Auf Strom – Karpfenangeln am kleinen Fluss.
Es ist einfach eine komplett andere Angelei am Fluss. So viele neue Herausforderungen, so viele Punkte die man beachten muss. Unsere Taktiken für stehende Gewässer, sind hier teilweise gar nicht anwendbar. Hartes Brot, man kann es nicht anders sagen!
Aber was genau ist die Herausforderung? Was ist hier der Reiz am Strom? Wieso soll man seinem Baggersee den Rücken zu kehren und es am Fluss versuchen?
Jeder der schon mal einen Flusskarpfen fangen konnte, kennt den Unterschied. Nicht nur die Power der Fische ist immens, auch ihr Verhalten ist speziell. Starke Fluchten und harte Kopfschläge, von Fischen, von denen man nicht weiß, ob diese jemals einen Haken im Maul hatten.
Meine ersten Schritte am Fluss machte ich bereits mit 14 Jahren. Schnell konnte ich Fische bis 15 Pfund fangen und da sich diese Fänge häuften, verlor ich schnell das Interesse an dem Abschnitt. Aus Zufall startete ich einige Jahre später, mit einem Kollegen, eine weitere Session am Fluss. Wir hatten keine großen Hoffnungen, aber es ging sich auch mehr um das beisammen sein. Nach einem gemütlichen Abend wurde ich mitten in der Nacht aus dem Schlafsack gerufen. Mein Kollege hatte einen Fisch im Drill. Nach mehreren heftigen Fluchten schaffte es der Fisch, sich am eigenen Ufer fest zu schwimmen. Leider hing der Fisch bombenfest. Das Ergebnis war ein aufgebogener Haken mit miesem Beigeschmack. Keine halbe Stunde später lief meine ufernahe Rute ab. So etwas hatte ich noch nie gesehen, geschweige denn gespürt. Bin in wenigen Sekunden wurden etliche Meter Schnur von der Rolle gerissen. Der Fisch jagte nur so stromauf. Und dann plötzlich; Alles ab. Zweiter Run, zweiter Abriss.
Mehr als nur deprimiert packten wir am nächsten Morgen das Tackle ins Auto und fuhren heimwärts. Mich ließ der Gedanke nicht los, einen richtig großen Karpfen verloren zu haben. Und mit richtig groß meine ich nicht 15 kg. Letzten Winter erfuhr ich, dass dort Fische über 20 kg gefallen waren und jetzt fing einer meiner Jungs sogar einen Fisch mit mehr als 25 kg. Natürlich war klar, wo ich die nächste Nacht verbringe.
So saß ich also im Spätsommer an meinem kleinen idyllischen Storm und wartete auf Henne. Mein Buddy hatte dort schon mehrere schöne Fische auf seine Habenseite ziehen können und hat es sich nie nehmen lassen mit mir den Abend bei einem Glas flüssigen Hopfen ausklingen zu lassen. Aber zum Ausklingen kam es gar nicht. Vor Sonnenuntergang lief meine linke Rute ab. Ich hatte sie zwei Stunden zuvor mit einem 15 mm CocoShell auf die andere Seite geschlenzt. Mein Erfolgsköder sollte mich nicht im Stich lassen.
Haken heißt nicht Fangen und das wusste ich. Bevor ich den Fisch wieder verlieren konnte sprang ich ins Wasser und drillte den Fisch in seinem Element. Mit Wasser unterm Kinn und dem Kescher nah am Körper, konnte ich den Fisch nach einigen Minuten sicher landen. Bereits im Drill wurde ersichtlich, dass es sich um einen der spezielleren Fische handelte, die in diesem Fluss rumschwimmen.
Und jetzt schaut euch mal diesen Fisch an! Einfach eine Perle!
In einer der nächsten Sessions passierte etwas, womit wirklich keiner gerechnet hätte. Mein Fluss ist wirklich unscheinbar. Er schlängelt sich mit einer Breite von ca. 10 Metern und einem etwas schmuddeligerem Farbton, durch die ländliche Weiten meiner Heimat. Aber so unscheinbar wie der Fluss ist, ist auch sein Bestand. Das sollte sich mit der nächsten Story nochmal verdeutlichen lassen. Es war früh morgens ca. halb fünf. Wir waren wach, also kontrollierten Henne und ich die Hakenköder. Da in einem Fließgewässer schon einiges an Treibgut unterwegs ist und gerne mal die Ruten verzieht, ist Vorsicht besser als Nachsicht. Als ich die linke Rute aufnahm, merkte ich direkt Widerstand und war genervt, dass die Rute über Nacht fangunfähig war. Plötzlich aber verspürte ich Kopfschläge. Ich war verdutzt, die Rute lag ein Meter von meinen Bissanzeigern entfernt und hatte keinen Ton von sich gegeben. Und trotzdem hing da dieser Fisch, wieso auch immer. Nach wenigen Sekunden konstantem Druck geben, durchbrach eine weiße Silhouette, die im Mondschein glänzende Wasseroberfläche. Ich konnte meinen Augen nicht trauen und versicherte Henne, dass ein Döbel zu schwach war, mein Blei zu bewegen. Aber Henne lachte nur vor Fassungslosigkeit. Es war tatsächlich ein kleiner schneeweißer Koi, der sich meinen 15 mm Cocoshell hat schmecken lassen. Nach einer frühen Fotosession durfte der Ausnahmefisch wieder in sein Element.
Niemals hätte ich sowas für möglich gehalten. Jahrelang versuchte ich in eine der farbigen Schönheiten ans Band zu bekommen. Und dann geschah es so unverhofft. Die Story war mal wieder ein typischer Beweis für das Magische an unserem Hobby.
Auch wenn ich euch keine Riesen präsentieren konnte, kommen jetzt noch 5 Tipps für eine erfolgreiche Flussangelei.
- Stellt eure Ruten so hoch wie euch möglich.
- Je weniger Schnur im Wasser ist, desto weniger Mist kann die Schnur einfangen.
- Passt das Bleigewicht der Strömung an.
- Am eigenen Ufer bleiben auch leichtere Bleie liegen, was das Ausschlitzen minimiert.
- Bremse fest einstellen und Ruten anbinden.
- Bei uns gibt es viele Hindernisse im Wasser, wo man den Fisch von fernhalten sollte. Wenn da die Bremse zu schwach eingestellt ist, ist der Fisch im Hindernis. Ist die Bremse zu stark eingestellt, könnte eine nicht angebundene Rute ins Wasser katapultiert werden.
- Füttert lieber weniger, aber dafür hochwertigeres Futter.
- Ich habe des Öfteren die Erfahrung gemacht, dass zu viele Partikel Barben und Döbel anziehen, welche ums Futter konkurrieren und sich möglicherweise negativ auf dem Fang von Karpfen ausüben.
- Bleibt nicht zu lange an einer Stelle
- Bei uns am Fluss scheint es so zu sein, dass Longsessions die Fische warnen und die Bissfrequenz abnimmt. Kurze Zeitfenster morgens und abends genügen oft für einen schnellen Biss.
Ich hoffe ihr konntet aus den Zeilen etwas mitnehmen und versucht es mal am Fluss.
Euer Yannick
Instagram: carp_fever255
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