Immer am Ball bleiben
Wie sich mittlerweile bei uns eingebürgert hat, sind wir auch dieses Jahr wieder über Vatertag raus an den See. Durch den vielen Schulstress freute ich mich umso mehr auf die ruhigen Tage am Wasser. Als es für mich am Donnerstagvormittag endlich losging, konnte ein guter Freund von mir schon in seiner ersten Nacht einen schönen Fisch verbuchen. Kaum angekommen, zeigte er mir schon ein Foto von seinem Fang der letzten Nacht und meine Motivation stieg nochmal um ein gutes Stück an.
Wir fischten an einem mir bekannten See, an dem ich schon einige gute Spots finden konnte. Während ich gemütlich mein Camp aufschlug ging ich schonmal meine Strategie für die nächsten Tage durch. Da das Wetter gerade komplett umschlug und wir mit Regenschauern und Gewittern rechnen mussten, wusste ich noch nicht genau, wo ich die Fische suchen sollte. Durch die warmen, schon fast sommerlichen Temperaturen Ende April, suchte ich die Fische in einer flachen Uferzone mit Totholz. Die andere Rute entschied ich mich auf 4,20 Meter, direkt am Rand eines Krautfeldes, abzulegen. Der See, der über die Sommermonate immer dichte Krautfelder aufweist und bis zu 12 Meter tief ist, wurde in den letzten Jahren immer mehr zu meinem Lieblingsgewässer. Die Rute am Ufer befischte ich mit einem Hinged Stiff Rig, bestückt mit einem Krill & Halibut Pop Up auf einem kleinen Partikelteppich und einer Hand voll Boilies. Ans Krautfeld legte ich einen Phaze 1 Soluble Boilie der Firma SBS Baits. Die Soluble Range ist ein schnell löslicher Boilie, der die Fische möglichst schnell auf den Platz locken soll. Diese kann man je nach Weißfischvorkommen zwischen 4 und 6 Stunden am Haar lassen.
Sind die Fische am Spod und fressen, füttere ich gerne die Eurobase Boilies, um die Fische am Platz zu halten. Des Weiteren legte ich einen Futterplatz an der Kante des Krautfeldes an. Gefüttert habe ich mit einem Weizen/Mais-Partikelmix, den ich mehrere Wochen - immer mit Wasser bedeckt - nur gären lies. Dazu einige Pellets und eine Hand voll Frankfurter Sausage Boilies und das Dinner war angerichtet.
Generell gehe ich beim Füttern gern nach dem Motto weniger ist mehr - deshalb besser in Maßen als in Massen füttern. Sind die Fische dann am Platz und fressen, stelle ich je nach Bedingungen um, habe ich z.B. nur eine Nacht zur Verfügung, versuche ich fischtechnisch immer so viel wie möglich mitzunehmen - da spielt die Größe oft nur einen sekundären Wert. Hier zählt: „Fisch ist Fisch und wer fängt hat Recht“, wie es bei uns so schön heißt! Da ich aus beruflichen/schultechnischen Gründen nicht die Zeit für lange Futterkampagnen finde, muss ich die Tage am Wasser so gut wie möglich ausnutzen. Habe ich jedoch mehrere Nächte zur Verfügung, versuche ich oftmals, die kleineren Fische auszusortieren. Deshalb lasse ich meist, sobald die Fische auf dem Platz sind, die Partikel weg und erhöhe den Durchmesser der Boilies auf 24 mm und 30 mm. Hierbei setze ich auch gerne nachts auf einen 30 mm Phaze 1 Premium Boilie mit einem 20 mm Pop Up, um die Satzkarpfen und Weißfische etwas selektieren zu können.Dennoch jetzt wieder zurück zu meinem Erlebnis vergangene Woche. Ich aktivierte also meine Spod´s und gönnte mir mit meinem Kollegen zum Vatertag natürlich ein kühles Bierchen! Doch konnte ich die Ruhe nicht lange genießen, denn der Soluble Boilie leistete ganze Arbeit und nach nicht einmal zwei Stunden am Wasser, fing mein Delkim schon an zu pfeifen. Nach einem kurzen Drill konnte auch ich meinen ersten Fisch für diese Session verbuchen.
Nachdem ich bis zum Abend noch drei weitere Satzkarpfen und eine Brasse fangen konnte, stellte ich die Rute auf mein Bigfish Rig um und fütterte nur einzeln 30 mm Boilies zu. Wir ließen den Abend gemütlich mit netten Gesprächen am Lagerfeuer ausklingen und legten uns anschließend in unsere Zelte.
Bis in die frühen Morgenstunden war Ruhe an meinen Ruten, doch mit der aufgehenden Sonne leuchtete die Reciverbox grün auf … BISS!!! … Dieses Mal aber auf der flachen Rute. Nach nur wenigen Augenblicken an der Rute merkte ich schon: „Das muss ein besserer Fisch sein!“ Er nahm mir einige Meter Schnur von der Rolle, ohne dass ich viel Gegenwehr leisten konnte. Nach weiteren Minuten und vielen Metern Schnur bremste er langsam ab und drehte ein. Er wurde immer langsamer und es kam mir vor, als würde er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen mich stellen. Die Kopfschläge waren ruhig aber kräftig. Nach guten 15 Minuten konnte ich ihn das erste Mal sehen. Ich hatte recht: Ein richtig guter Fisch. Als der Zeiger der Waage kurz über der magischen Grenze stehen blieb, stellte es mir alle Haare auf. Nach knapp 3 Jahren und gefühlt hundert Kleinkarpfen konnte ich die 20 kg knacken. Ich war überglücklich und ließ den Fisch nach einem kurzen Fotoshooting wieder in sein Element.
Tagsüber konnte ich nur auf der tiefen Rute am Kraut kleine Karpfen und Brassen fangen, deshalb kam in der Nacht wieder mein Bigfish Rig auf den Spod. Doch nachts lief nur die flache Rute ab und somit entschied ich mich tagsüber, den Platz am Kraut mit zwei Ruten zu befischen. Mit der schon so oft bewährten Methode: Eine Rute auf den Hauptspod und die andere in ca. 10 Metern Entfernung mit wenig Futter. Da die kleineren Fische oft hektisch am Platz nach Futter suchen und wie wild den Bodengrund absuchen, fressen die größeren Fische gerne in Ruhe im Hintergrund. Und so bekommt man ab und an einen bomben Bonusfisch.
Am dritten Tag unserer Session hatte ich die Fische wieder richtig am Futterplatz. Man sah vom Ufer aus die Stabboje hin und her wackeln. Ich konnte auf mein Hinged Stiff Rig, das ich direkt auf dem Futterplatz abgelegt hatte, im Stundentakt Fische fangen. Keine Riesen, aber richtig schöne Fische mit großartigen Farben. Ich fuhr die Rute stur nach jedem Biss wieder auf den Spod und fütterte jedes Mal ein wenig nach. Irgendwann kommen für gewöhnlich die größeren Fische auf den Platz und dann muss alles passen. Und so war es auch. Als nach einem kurzem Sommergewitter die Sonne rauskam, gab es den nächsten Biss. Es fühlte sich zuerst wieder nach einem kleineren Fisch an, da er auch wieder auf den Krill & Halibut Pop Up biss, doch kurz vor dem Kescher dann das Erstaunen. Der Fisch ist doch etwas größer als angenommen - und zwar um ein gutes Stück größer.
Die ganze Arbeit und das viele Rudern hatte sich gelohnt, zwei solche Fische auf drei Tage Angeln und das ohne Vorfüttern. Ich war mega happy und somit kam nach ein paar Fotos die Rute sofort wieder auf ihren Platz. Für mich ein riesen Erlebnis, wie viele Nächte wir schon an diesem See verbracht hatten, doch solche Fische konnten wir dort noch nicht überlisten. Wie fast immer war die Zeit am Wasser viel zu schnell um. Und somit freue ich mich schon auf die nächsten Tage am Wasser.
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