Kurz vor knapp
Laichzeit, so nennt man wohl die Zeit wo Fluch und Segen sehr nah beisammen liegen. Eigentlich sollte das Spielchen ja leicht sein oder?
Es gilt heraus zu finden Wo sich die Fische vor dem eigentlichen Liebesspiel versammeln, um dort zum passenden Moment anzugreifen. So ist wohl die Theorie, in der Praxis hingegen, hat es bei mir leider noch nie geklappt. Immer war Ich ein wenig zu früh oder zu spät, um die Fische auf der Route zum Schongebiet abzupassen. Urlaubsplanung oder Wochenende, eine Variable wurde immer falsch platziert.
Die ersten heißen Tage sind verstrichen, die Wassertemperatur beträgt 21°C an der Oberfläche. Sturm, Gewitter und Sonnenschein wechselten sich ab. Jeden Tag könnte es soweit sein, dachte ich mir.
Sollten die Karpfen den Laichplatz der letzten Jahre aufsuchen, würde ich in meinem kleinen Wäldchen goldrichtig sitzen. Ein etwa 200m breiter Arm, der immer enger zusammen läuft. Der letzte Platz vor dem Schongebiet. Meine Ruten verteilte ich auf der kompletten Breite, um die hereinziehenden Fische abzufangen. In diesem Areal befinden sich viele Plateaus mit geringem Bodenkraut, umsäumt von tiefem Wasser.
Sollten die Karpfen wirklich das Schongebiet aufsuchen wollen, so müssten sie an meinen auffälligen Ködern vorbei. Um das wenige Beifutter so attraktiv wie möglich zu gestalten wurden einzelne Boilies mit dem Crusher angeraut und mit SpodJuice gesoakt.
Die erste Nacht des Wochenendes verging und es passierte nichts. Zweifel machten sich breit, Laichen sie doch wo anders? Oder ist der Zauber schon lange vorbei und ich habe es gar nicht bemerkt?
Am Sonntagmorgen, rief mich mein Freund Nils an und bat mich auf dem Rückweg bei Ihm halt zu machen. Er hatte mehr Glück, ich fand mich bereits mit einem erneuten Blank ab. Nach einem schnellen Kaffee fing ich das Abbauen an, zuerst der Schirm, dann alles zurück in die Zarges-Boxen. Ruten natürlich zum Schluss. Es ist wie im Automatikmodus, einpacken ist perfektionierte Übung.
Beim eintüten des Schlafsacks, hörte ich einen leisen Piep, der nach kurzer Schrecksekunde in einen gehörigen Fullrun überlief. YES!
Kurz vor knapp, Ich denke so könnte man den Verlauf meiner letzten Sessions am besten betiteln. Es beweist das Freud und Leid sehr nah beisammen liegen.
Michael Nürenberg
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