Mut zur Lücke
Der Oktober brachte nun endlich die lang ersehnten Herbststürme mit sich und auch Vater Frost ließ sich blicken. Mitte des Monats zeigte das Thermometer an meinem Bivy das erste Mal Temperaturen um 0 Grad Celsius an, die mein Anglerherz höher schlagen ließen. Für mich war es Zeit, meinen seit langem verschobenen Urlaub anzutreten. Nordfrankreich lautete das Ziel in diesem Herbst 2009.
Lange hatten wir uns darüber Gedanken gemacht, wohin die Reise gehen sollte. Eine schwierige Entscheidung stand an. Sollte es nun an ein neues, fremdes Gewässer gehen oder an ein bekanntes, an dem einer von uns zuvor schon einmal geangelt hatte.
Wir entschieden uns dieses Jahr auf Grund der kurzen Zeit von fünf Tagen kein Risiko einzugehen und einigten uns auf die Seenplatte rund um Langres. Hier stehen dem versierten Angler vier sehr unterschiedliche Gewässer zur Auswahl, die man mit einer Karte beangeln kann.
Da an allen Gewässern ein relativ hoher Angeldruck herrschte, unterhielten wir uns an jedem See mit verschiedenen Anglern. An einem See hatten wir Glück – ein Team aus Tschechien sagte uns, dass sie am nächsten Tag nach Hause fahren wollten. Volltreffer! Sie hatten neun Tage hinter sich, mit sechs Karpfen bis 16Kg. Ein guter Ausgangspunkt für uns. So bauten wir hinter den Tschechen unsere Camps auf, um die Stelle am nächsten Tag zu übernehmen. Lieber eine Nacht gar nicht angeln, als viele Tage auf einer schlechten Stelle ausharren ohne Fisch.
Am Donnerstag war es dann endlich soweit. Wir konnten unsere Ruten montieren und uns einen Überblick über unseren Angelplatz verschaffen. Alles nicht so einfach, wenn in einer Nachtangelzone, die 300m lang ist, sechs Angler mit jeweils vier Ruten versuchen Fische zu fangen. Wir saßen nun in der Mitte und waren von anderen Deutschen und Holländern umzingelt. Alle Karpfen die von rechts oder links kommen würden, würden von unseren Nachbarn abgefangen werden. Also blieb uns nur noch die Möglichkeit, unsere Köder weiter als üblich vom Ufer entfernt anzubieten, um den einen oder anderen Karpfen zu fangen. Da unsere Nachbarn schon weit über der erlaubten Distanz angelten, mussten wir nochmals ein paar Meter drauflegen. An sich kein Problem, da sich in diesem See kaum Unterwasserhindernisse befinden und nur wenige Bojen für Segler und andere Wassersportler schwimmen. Wir verzichteten dennoch auf Subfloats, um keine Probleme mit einheimischen Raubfischanglern zu bekommen. Auch hielten wir uns beim Spannen unserer Schnüre zurück, um die Montage nicht in ein eventuelles Hindernis zu ziehen – man weiß ja nie. Ich ziehe lediglich den Schnurbogen heraus und spanne dann meine Schnur über meine Swinger. Als Gewichte benutzte ich Gripper Bleie zwischen 6 und 8 Unzen in Kombination mit einem Safty Bold Rig, um einen optimalen Selbstharkeffekt zu erzielen.
Die einzige Schwierigkeit bestand darin, schneller am Fisch zu sein, als dass dieser nach rechts oder links zieht und sich somit in den Schnüren unserer Nachbarn verfängt. Wir verhinderten das, indem wir bei einem Biss schnell ins Boot stiegen, den Elektromotor auf Stufe vier stellten und in einem rasanten Tempo zum Fisch fuhren. Einer unserer Nachbarn versuchte sich auf eine Distanz von ca. 300m heranzupumpen, was jedoch gänzlich schief ging. Das Resultat kann sich jeder vorstellen, keine fünf Minuten später hing er in einer meiner Schnüre. Leider war der Angler nicht so fair seine Schnur durchzubeißen, ihm erschien es wohl einfacher meine durchzutrennen. Nicht die feine englische Art…
Um unsere Stellen zu markieren und wiederzufinden, benutzten wir ein GPS. Zudem wollten wir bei den einheimischen Anglern nicht durch die großen Distanzen auffallen. Dank dem Gerät war es auch kein Problem, bei schlechten Sichtverhältnissen – wie dichtem Nebel – unsere Montagen immer wieder auf den gleichen Platz zu bringen. Es handelte sich um ein sehr einfaches GPS Gerät, welches lediglich die Richtung und die Meterzahlen angab. An Gewässern dieser Art das perfekte Hilfsmittel.
Wir fütterten in einem großen Radius von ca. 30 Metern jede Rute mit zwei Kilogramm Boilies und Partikeln. Als Köder dienten uns ausschließlich ACE Lobworm Boilies von SBS Baits im Durchmesser von 20mm.
Auch unsere Montagen bestückten wir mit jeweils einem sinkenden Boilie dieser Geschmacksrichtung. Da fast der komplette Gewässergrund an diesem See aus Schlamm besteht und Karpfen nur dort ihre Nahrung finden, ist ein Groundbait der perfekte Köder.
Da wir nun den ganzen Tag Zeit hatten, brauchten wir uns nicht zu beeilen die Ruten auszulegen. Alle Montagen wurden rausgerudert, um unsere zwei Batterien für eventuelle Drills zu schonen. Am frühen Nachmittag war es dann endlich so weit und alle Fallen waren gestellt. Wir machten es uns in unseren Zelten gemütlich und harrten der Dinge die da kommen sollten. Gegen 22:30 war es dann so weit, als sich meine Funkbox mit erst einem dann einem weiterem „Piep“ bei mir meldete. Beim Dritten saß ich bereits im Boot und sauste mit Vollgas dem Fisch entgegen. Nach einigen Minuten war ich auf Höhe des Fisches angelangt. Ich stellte den Motor ab und der eigentliche Drill konnte beginnen. Tief zog der Fisch seine Bahnen und ließ sich von meiner 2 ¾ Lbs Rute nicht sonderlich beeindrucken. Um mich war es totenstill, lediglich meine Tournament gab metallene Geräusche von sich. Nach und nach konnte ich den einen oder anderen Meter an Schnur gewinnen und im nächsten Moment wieder verlieren. Nach einiger Zeit schienen dem Karpfen seine Kräfte zu schwinden und er ließ sich Meter für Meter hoch pumpen. Noch eine letzte Flucht vor dem Kescher und der bullige Karpfen versank im Netz. Zurück am Platz wartete schon mein Freund Basti, um den ersten Karpfen des Trips zu begutachten. Die Reuben Heaton blieb bei 20,5Kg stehen – was ein Start!
Nachdem der Karpfen versorgt war, brachte ich meine Montage mit Hilfe des GPS wieder an den richtigen Platz. Ich fütterte nun wieder ca. 1Kg Boilies in einem großem Radius um meinen Hakenköder und machte mich mit einem gutem Gefühl auf den Rückweg. Bis zum Morgengrauen blieb dies der einzige Fisch.
Gegen 10:30 bekam ich den nächsten Run auf meine linke Rute, wieder ab ins Boot und schnell zum Fisch. Dieser Drill war anders, der Fisch wechselte schneller und öfter seine Richtung unter meinem Boot als ein Bulle beim Rodeo. Nach einigen Minuten kam ein gelbgoldener Schuppenkarpfen an die Oberfläche. Makelloses Gold mit knapp 15Kg. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit ging es weiter bis zum nächsten Morgen. Wir konnten in der Nacht vier weitere Fische fangen, mit Gewichten bis zu 17Kg. Die Fische schienen unsere Köder zu lieben.
Tagsüber ruhten wir uns von den „Strapazen“ der Nacht aus und genossen die Ruhe am See. Da jeden Tag das Wasser um ca. 15cm zurückging wurde es von Tag zu Tag immer schlammiger um uns herum und unser Tackle verfärbte sich goldbraun. Lange war es her, dass wir uns gesehen hatten und es gab viel zu Berichten aus den letzten 3 Jahren.
Der Tag verging wie im Flug und wir machten im strömenden Regen gegen 18 Uhr unsere acht Ruten neu. Was ein Wetter! Wir saßen nach getaner Arbeit noch eine Weile zusammen unter dem Schirm und kochten uns etwas zu Essen. Die Wärme der Mahlzeit tat gut. Ich machte mich gerade auf den Weg zu meinem Zelt um meine Kopflampe zu holen, als mein Micron sich per Dauerton meldete. Nach einem intensiven Drill konnte ich einen weiteren Bigfish landen.
Völlig durchnässt aber überglücklich über den Fisch zog ich mir im Zelt meine Regenkleidung aus, schlüpfte in meine Fließsachen und legte mich in meinen Schlafsack um mich aufzuwärmen. Der Regen prasselte auf mein Zelt und um mich herum schien es nur noch Regen zu geben. Ich holte meinen iPod aus dem Carryall und lauschte den Sounds von Pan Pot, Heinrichs und Hirtenfellner und tauchte in eine andere Welt ein.
In dieser letzten Nacht waren die Fische so in Fressrausch gekommen, dass wir noch sechs weitere Fische fingen.
Der Kurztrip hatte es in sich und überraschte uns bei jedem Run auf`s Neue.
Auch wenn uns nur sehr wenig Zeit zur Verfügung stand, hatte es sich gelohnt auf die Stelle zu warten. Mit gutem Futter und der richtigen Taktik konnten wir viele schöne Fische fangen.
Noch ein kleiner Tipp: Die einheimischen Raubfischangler sind oft freundlich und hilfsbereit wenn man sich ihnen gegenüber respektvoll verhält. Darum lasst lieber tagsüber die eine oder andere „weite“ Rute aus dem Wasser und legt sie erst gegen Abend wieder aus, wenn die Raubfischangler weg sind. Dann gibt es kein unnötiges böses Blut und Ihr habt Ruhe vor Garde Peche und Co.
Zusatz: Was in eigener Sache. Gebt bitte Acht auf die Fische. Besorgt euch eine große Matte, z.B. wie die von Proline. Ich sehe immer wieder Angler denen unsere geliebten Karpfen von der Matte rutschen, da die Modelle oft sehr dünn sind und über keinen oder nur einen sehr schmalen Rand verfügen. Es sollte das letzte sein an dem man spart in unserem gemeinsamen Hobby!!!
Bis bald am Wasser,
Mathis Korn
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