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One-Nighter am Balaton

29 October, 2018.
Tamas Feher
Tamas Feher

Urlaub machen? Daran konnte ich erstmal nicht denken. Die letzten Monate ging es bei mir beruflich etwas drunter und drüber. Nach erfolgreich abgeschlossener Umschulung, welche ich aufgrund meines Quadunfalls von 2014 absolvieren durfte, stand ich erst einmal ohne Job im Leben. Den Juli verbrachte ich zwischen der Bewerbungschreiberei und Jobsuche zwar viel am Wasser, aber so richtig ruhig und befreit konnte ich angesichts der Situation nicht fischen. Und dann hatte meine Freundin auch noch drei Wochen Urlaub im August...

Drei Tage nahm ich mir fest vor, voll abzuschalten und mich nur auf Freunde und Fischen zu konzentrieren. Denn Anfang Juli wollte ich meinen 30. Geburtstag am Wasser feiern. Der Termin stand, Freunde waren geladen und ich wählte eine, für jeden einfach zu erreichende Stelle mit Parkplatznähe. Zwei Nächte wollten wir fischen, wobei die erste Nacht davon noch relativ entspannt war. Lediglich Steffen war mit von der Partie. Ricardo kam mit seiner Freundin zum Raubfischangeln und Philipp, ein guter alter Freund kam sogar aus Berlin zu Besuch, dem ich natürlich einen Brollyschirm und eine Liege zur Verfügung stellte. Wir grillten gemeinsam am ersten Tag und schauten gespannt auf die Köderfischruten von Ricardo die nahezu im Stundentakt klingelten. Die Welssprösslinge knabberten dauerhaft an den Naturködern während Steffen´s und meine Karpfenruten unangetastet blieben.

Am zweiten Tag kamen noch einige gern, aber leider selten gesehene Kumpels dazu und der Grill glühte auf Dauerschleife. Die Stimmung war gut und für viele war das auch mal eine willkommene Abwechslung. Jessi brachte Philipp am Abend wieder zum Bahnhof und ein anderer Kumpel durfte in den Genuss der Karpfenliege für diese Nacht kommen. Ich persönlich rechnete was die Karpfen betraf mit Nichts. Ich fischte auf 250 Metern Entfernung auf der oberen Kante, vor und hinter einem Graben. Ich fütterte einen Platz nur mit Squid-Octopus Boilies in 20mm und legte einen einzelnen 24mm Wafter als Köder dazu. Den zweiten Platz fütterte ich großflächig mit Weizen und Mulberry-Tigernut Boilies und legte dort einen 24mm Wafter mit einem Fakemaiskorn in Weiß „on top“ ab. Gegen Mitternacht verabschiedeten sich die meisten Besucher und als Ruhe einkehrte und auch ich mich auf meine Liege warf, lief plötzlich meine linke Rute ab. Ich war doch sehr verblüfft. Diese Stelle hatte mir bisher noch nie einen Fisch gebracht. Ich fuhr dem Fisch entgegen und stand vor einer fest hängenden Rute. Immer diese Baumstumpen, immer dasselbe. Aus jedem erdenklichen Winkel versuchte ich die Schnur zu lösen. Tatsächlich bekam ich den Fisch frei, nachdem ich absolute Vollspannung zum Gewässerboden gab. Geil, der Fisch war noch dran und ich konnte den Kampfstarken Spiegler nach einigen Fluchten im Kescher begrüßen. Supergeil. Ein Geburtstagskarpfen mit 27 stunden Verspätung. Ich legte den Fisch im Kescher dicht ans Boot an und brachte die Rute direkt wieder auf den Spod und fütterte nach. Am Ufer angekommen, wog ich den Fisch schnell und setzte ihn in den Karpfensack um am Morgen ein paar Bilder zu schießen. Wir quatschen wieder eine Weile bis wir wieder in den Zelten verschwanden. Kaum eingeschlafen lief die rechte Rute ab. Was ist denn nun los? Dasselbe Spiel ereignete sich. Rute fest, ich am ausflippen auf dem Boot, wieder Hochdruck auf das Hindernis und „Yes“. Der Fisch hing noch. Und kein kleiner. Als ich den Fisch sah ging mir die Pumpe. Vor allem weil da noch ein halben Meter langer, mit Muscheln übersäter Ast am Rig hing. Ja ihr hört richtig. Direkt am Maul des Spieglers, der ausserdem noch nicht Müde war. Ich versuchte Ruhe zu bewahren und konnte den dicken Spiegler tatsächlich in den Kescher bekommen. Wie geil war das denn bitte? Um die Rute wieder abzulegen fummelte ich nach dem Rig um es aus dem Karpfenmaul zu lösen. Komischerweise hing das Rig nur noch am Ast…. Das unummantelte 35lbs Vorfach wurde im Kescher von den Muscheln gesprengt. Ein eiskalter Schauer lief mir in diesem Augenblick über den Rücken. Wie viel Glück kann man haben, war die Frage die ich mir in diesem Moment stellte. Zum Glück hatte ich ein frisches Rig an Bord, konnte die Rute sofort wieder ablegen und verschleuderte meine restliche Weizen-Boilie-Mischung über dem Spod. Zurück am Ufer machte ich Freudensprünge. Und als die Waage bei exakt 16 Kilo stehen blieb, war ich einfach nur happy. Immer wenn man am wenigsten damit rechnet. Ich ließ den Fisch gleich in der Wiegeschlinge um auch von ihm ein paar Bilder am Morgen zu schießen. Es passierte dann auch nichts mehr in der Nacht. Alle Ruten blieben still, ausser die Raubfischruten von Ricardo der mit seiner Freundin weiterhin von den Welsbabys auf Trapp gehalten wurde. 

Am Morgen schoss mir Steffen einige richtig geile Bilder von den Fischen und ich hatte die besten Geburtstagsgeschenke überhaupt. Zwei wunderschöne Fische und das im Beisein vieler guter Freunde.

Jetzt kommen wir zu der eigentlichen Thematik zurück. Ich hatte richtig Glück und fand zum 01. August eine neue Arbeitsstelle. Ich sah das Ganze mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn meine Freundin hatte drei Wochen Urlaub im August und ich betrachtete es als unrealistisch und gefährlich im neuen Job direkt nach Urlaub zu fragen. Aber ich fragte mich vorsichtig durch und bekam tatsächlich die letzte Augustwoche frei. Das ist doch mal ein klasse Arbeitgeber. So überlegten wir uns mit Jessi, was wir unternehmen könnten. Jessi war noch etwas neidisch auf mich, weil ich im Mai ohne sie, eine Woche am Balaton verbracht habe. Männerurlaub halt. So war mein Vorschlag einen Strandurlaub am Balaton zu machen…(mit eventueller Nacht am Wasser). Sie war einverstanden und ich fand auch recht schnell eine günstige Unterkunft mit super Lage zum Strand. Ich war natürlich richtig heiß dort eine Nacht zu fischen und erzählte Laszlo von meinem Vorhaben. Er war in dieser Woche sowieso in der Nähe von Budapest unterwegs und wollte sich mir anschließen. Er hatte allerdings kein Tackle dabei. Somit packte ich doppeltes Setup ein, außer was das Zelt und die Liege betraf.

Ein Schuppi vom Maiurlaub

Ein Schuppi vom Maiurlaub

Ein Schuppi vom Maiurlaub

Wir verbrachten die ersten Tage mit Jessi in absoluter Entspannung am Balaton. Schlafen, Baden und das ungarische Essen genießen, waren unsere Hauptaktivitäten. Ein paar Spaziergänge mit Stellenerkundung waren natürlich auch dabei, denn ich musste mir erst einmal ein Bild von der Uferstrecke machen. Auf mein Schlauchboot habe ich verzichtet, denn ich wollte nicht so viel Zeug für nur eine Nacht mitschleppen. Werfen sollte reichen. Hauptsache die nächtliche Skyline am Plattensee erleben. Als Laszlo am Mittwoch mit dem Zug zu uns kam und wir vom feinsten Mittagessen waren, gingen wir zum Strand und fragten ob wir von dort aus fischen durften und uns eventuell das Bademeister-Ruderboot leihen könnten. Leider war das nicht der Fall. Ich zeigte Laszlo im Anschluss die Stellen, die ich bereits erkundet hatte und wir einigten uns auf eine Stelle mit einem kleinen Steg. Laszlo wollte unbedingt die Ruten mit dem Boot weit draußen ablegen, dass er am Standshop ein Kinderschlauchboot kaufte. Ich hätte auch darauf verzichtet, aber warum nicht. Kann ja nur besser werden als zu Werfen. Jessi machte Mittagsschlaf in der Pension, während wir am Angelplatz die Ruten montierten. Als sie ausgeschlafen hatte, holte ich sie wieder ab und zurück bei Laci, unterhielt er sich gerade mit einem anderen Angler. Wie sich herausstellte handelte es sich um einen Deutsch-Ungaren wie uns. Marvin war sehr freundlich und bot uns seinen Kahn an für die Nacht. Perfekt. Somit konnten wir Motor und Echo benutzen und gemeinsam sorgfältig die Ruten fahren.

Marvin mit einem kleinen Balatonhecht

Marvin mit einem kleinen Balatonhecht

Marvin mit einem kleinen Balatonhecht

Der Segelbootsverkehr war noch enorm stark und ich machte ganz ruhig, während Laszlo so schnell wie möglich die Ruten ausbringen wollte. Kaum waren wir mit der zweiten Ruten wieder auf dem Weg zum Ufer riss der erste Segler schon die Schnur von Laci´s erster Rute. Am Ufer angekommen wurde auch die zweite Rute weggefegt. (Wäre nur halb so schlimm gewesen, wären es nicht meine Ruten und Rollen.) Somit konnte Laci von vorne beginnen mit dem montieren der Ruten. Es ging so viel Schnur verloren, dass wir gerade so noch eine der beiden Ruten auf die Distanz nutzen konnten. Die andere Rute wollte Laci nicht mehr auslegen, also montierte ich sie später noch und legte sie ufernah an einen Steg links neben uns ab. Meine Ruten brachte ich in der Dämmerung aus, als die meisten Segelboote wieder im Hafen waren. Vorher brachte ich Jessi wieder zurück in die Pension. Laszlo fischte mit doppelten 30mm Waftern in seiner Lieblingssorte Krill-Halibut. Ich setzte zum einen auf doppelte 24mm Ace Lobworm und zum anderen auf einen 24mm Toffee-Spice Pop Up. Die Ruten lagen in 300 bis 350 Metern Entfernung auf zirka 3,4 Metern Tiefe und alle Spods befütterten wir mit Mais, den wir im praktischen 5 Liter Eimer im Angelshop vor Ort kauften. Davon holten wir uns vier Eimer und Mischten reichlich Squid-Octopus Murmeln unter. Sehr viele Krautfelder charakterisierten den Bereich den wir befischten und ließen uns auch in guter Hoffnung die Ruten ablegen. Laci´s zweite Rute beköderte ich mit einem 18mm Spice Pop Up in Weiß. Und wer hätte das gedacht, diese Rute brachte als erstes einen kleinen Balaton-Satzer.

Nachwuchs mit Potenzial

Nachwuchs mit Potenzial

Nachwuchs mit Potenzial

Alleine dafür hat sich der Kurzansitz schon gelohnt

Alleine dafür hat sich der Kurzansitz schon gelohnt

Alleine dafür hat sich der Kurzansitz schon gelohnt

Die Nacht verlief ruhig und erst am Morgen konnten wir noch auf den drei anderen Ruten je einen Fisch landen. Laci konnte einen schönen Lederkarpfen mit den dicken Kugeln am Haar überlisten, der von dem kleinen Boot ein richtig geilen Drill lieferte. Bei mir meldeten sich zwei spritzige Schuppis an den Ködern, die beide fest im Kraut hingen und sich nur Mittels Gewalt aus diesem lösen ließen. Die Grip Tip Haken saßen allerdings Bombensicher und brachten alle Fische sicher ins Netz. Eine perfekte Nacht am Balaton ging somit dem Ende zu. Nach dem Fotoshooting begannen wir auch direkt mit dem Einpacken, denn ein heißer Tag stand bevor, den wir natürlich wieder am Strand verbringen wollten. Außerdem wollten wir nicht warten bis die Segelboote wieder ausrücken und unsere Ruten rasieren.

Am Abend kam Laszlos Freundin zu Besuch und wir gingen wieder schön Abendessen. Wir verabschiedeten uns nach dem Essen von den beiden und verbrachten noch bis Samstag eine schöne Zeit zu zweit am Balaton.

Eigentlich wollten wir bis Sonntag bleiben, allerdings sollte ab Samstagmittag ein Unwetter einbrechen auf das wir gerne verzichteten. Wir fuhren Samstag früh um 5 Uhr los und am selben Abend lagen meine Ruten auch schon wieder am Hausgewässer und ich habe leider einen Fisch in dieser Nacht verloren. Weitere Bisse blieben aus. Aber halb so wild. Wichtig ist das ich Jobtechnisch wieder festen Boden unter den Füßen habe, einen coolen Geburtstag hatte und oben drauf noch einen geilen Urlaub hatte indem wir mit unseren Ködern, Instand, in einer Nacht Fische fangen konnten.

Bis zum nächsten Mal

Euer Tamás

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Kommentare (1)
  • Ellinger David
    Ellinger David
    19:33 31-10-2018
    Schöne Fische und ein guter Artikel! Ich freue mich auch schon wieder auf Ungarn, ist immer geil zum Fischen. Schöne Grüsse aus Tirol
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