Rückblende 2007: Lac de la Liez & Lac de Charmes im Herbst
Es war Anfang September, als ich den Entschluss fasste mich allein auf den Weg nach Frankreich zu machen. Warum allein? Ich hatte 14 Tage Urlaub und keiner hatte Zeit mitzukommen. Daher trat ich kurz entschlossen die Reise in den Norden Frankreichs ohne Begleitung an. Nach einer kurzen Vorbereitungsphase bepackte ich das Auto und machte mich auf den Weg. Da die Strecke nicht besonders lang war, kam ich nach wenigen Stunden im Morgengrauen am See an.
Das Tal des Sees war noch in dichten Nebel getaucht. Ich versuchte durch die Gläser meines Fernglases die andere Seite des Gewässers zu erkennen. Keine Chance, alles was ich sah, war grau.... Ich machte mich auf in die Stadt, um mir noch ein paar Lebensmittel und die nötigen Angellizenzen für das Departement zu kaufen. Dies war schnell erledigt und so kehrte ich bald zurück zum See. Dort angekommen sah ich mittlerweile mit bloßem Auge, dass mein favorisierter Angelplatz auf der anderen Seeseite frei war.
Ich machte mich also daran mein Boot aufzubauen und mein Auto zu entladen. Während ich meine Sachen entlud, kamen zwei Engländer an und fragten mich nach Informationen von Fängen, etc. Im Gespräch wurde mir schnell klar, dass die beiden die gleiche Angelstelle anvisiert hatten, die ich mit zuvor ausgesucht hatte. Nun begann der Wettlauf mit der Zeit. Ich musste nun schnellstmöglich auf die andere Seeseite gelangen, um mir den Platz zu sichern. Es gelang mir noch vor den beiden abzulegen und mich in Richtung der Stelle zu bewegen.
Doch hatte ich zu meinem Unglück keinen Benzinmotor dabei. Dies wurde mir auf der Mitte des Sees zum Verhängnis. Die beiden hatten nun auch mitbekommen auf welche Stelle ich fahren wollte. Ich sah den einen der beiden einen Schirm in sein Boot packen und im nächsten Moment schoss schon ein rotes Zodiac mit dröhnendem Zweitaktmotor an mir vorbei. Keine Chance die Stelle war weg. Ich drehte meinen Minnkota in die andere Richtung und peilte die Mitte der Nachtangelzone an.
Niedergeschlagen packte ich meine Sachen auf dem Platz aus und baute bei einsetzendem Regen mein Zelt auf.
Schnell waren meine sieben Sachen im Armadillo verstaut und ich konnte mich auf machen das Gewässer zu erkunden.
Der See glich einer Badewanne und von Spots war weit und breit nichts zu sehen. Die Wassertiefe pendelte sich bei dem Wasserstand je nach Entfernung zwischen 6 und 7 Metern ein. Keine Kanten, kein Kraut. Einfach nichts außer Schlamm
Ich stellte mir zwei Bojen und fütterte großflächig Boilies, um den einen oder anderen Karpfen abfangen zu können.
Die Fallen waren scharfgestelt und die Zeit des Wartens begann.
Die Matte lag schon mal bereit für den Bigfish des Sees. Wann wird er wohl kommen und auf welcher Rute werde ich den ersten Biss in diesem Gewässer bekommen? Fragen über Fragen gingen mir den ganzen Tag durch den Kopf.
Die besagten Engländer saßen nun auf "meinem" Spot und erkundeten den See. Am Abend ging ich zu Ihnen, um mich ein wenig mit ihnen auszutauschen. Ich finde es immer sehr interessant mich mit anderen Anglern aus verschiedenen Ländern auszutauschen. Dies gehört genauso mit dazu wie das Angeln selbst.
Zu sehen ist einer der Marker meiner Futterspur. Jeden Tag regnete es und der Boden weichte sich unter meiner Zeltplane immer weiter auf.
Das Wasser füllte schnell mein Boot und ich musste immer wieder das Lenzventil öffnen um mein Boot vom Regenwasser zu befreien.
Meine Eigenkonstruktion. Ich habe ein herkömmliches Tarnnetz zurechtgeschnitten und mit einem Expanderband versehen und es auf den Schläuchen meines Zodiacs befestigt. Man muss ja nicht immer Auffallen.
Nachdem die Nacht verstrichen war packte ich erneut mein Boot und movte an das Ende der Nachtangelzone. Ich fand hier neue Spots auf verschiedenen Tiefen und neue Hoffnung auf Fisch.
Meine Stelle vom Boot aus. Ich achte immer darauf, dass mein "Lager" so wenig wie möglich auffällt. Ich lasse keine Taschen oder Müllsäcke außerhalb meines Zeltes stehen. Somit habe ich in vielen Jahren Frankreich noch nie Probleme mit der Guarde Peche oder anderen Anglern bekommen. Auch auf ein Versorgungs- oder andere Zelte verzichte ich gänzlich. Mein Motto am Wasser ist "Weniger ist oft Mehr"!
Am nächsten Morgen kamen zwei Jungs aus Dortmund am See an und bauten ihre Zelte in der Mitte der Nachtangelzone auf. Schön mal wieder mit Leuten aus der Heimat zu reden.
Was werden die nächsten Tage wohl bringen? Werde ich fangen? Wenn ja was und wie viel? Zwei Tage waren nun vergangen und die Fische ließen sich nicht blicken. Der See war wie ausgestorben.
Das einzige was ging waren die Hechte. Durch den relativ hohen Wasserstand tummelten sich diese in den Krautfeldern am Ufer. Hier einer von den kleineren Exemplaren die ich fangen konnte.
Der Lac de Liez ist ein sehr schönes Gewässer mit seinem ganz eigenem Charme.
Am Abend entschied ich, am nächsten Tag einzupacken und an einen anderen See zu wechseln. Ich packte also sehr früh am Morgen zusammen und setzte über auf die andere Seite des Sees. Ich hievte mein 3 Meter Boot auf mein Autodach und machte mich auf in Richtung Lac de Charmes. Dort angekommen waren nur sehr wenige Angler am See anzutreffen. Doch in fast jeder Nachtangelzone befanden sich vereinzelt Angler. Nach kurzen Gesprächen mit den anderen Huntern erfuhr ich, dass in den letzten Tagen sehr wenige Fische gefangen wurden.
Dort angekommen suchte ich mir eine freie Stelle in der letzten Nachtangelzone zur Staumauer. Hier hatte sich bislang kein anderer Angler niedergelassen. Die Stelle bot daher für mich einen guten Ausgangspunkt.
Hier wird das Wasser abgepumpt.
Mit einer Rute fische ich immer gerne in Ufernähe. Man sollte das eigene Ufer nie außer Acht lassen, um sich ein gutes Bild davon machen zu können wo die Fische fressen. In diesem Fall wählte ich einen Spot in der Kante einer alten Straße. In der ersten Nacht riss ich mir hier gleich zwei Fische ab. Was ein Ärger!
Die Waage hatte die letzten Tage leider nicht besonders viel zu tun. Doch ich hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Die Abende am Charmes verliefen genau wie am Lac de Liez bislang sehr ruhig. Leider!
Dies ließ mir viel Zeit um Aufnahmen von der Umgebung zu schießen.
Morgendämmerung am Charmes. Der Nebel zieht sich wie eine Wand über den See, die undurchdringlich scheint.
Nach und nach blitzen die ersten Sonnenstarahlen durch den Tiefnebel. Wenn man genau hinschaut kann man schon fast die Staumauer erkennen.
Schattenspiele im Morgengrauen.
Auch nach stundenlangem Klopfen und Loten konnte ich nicht feststellen, wo ich die Fisch verlor. In der folgenden Nacht hatte ich wieder einen Abriss und somit wechselte ich die Uferstelle und befischte die Straße aus einem anderen Winkel. Es bringt nichts eine Stelle, die einem so viele Abrisse beschert weiter zu beangeln.
Regen und Sturm der letzten Tage hatten sich verzogen und ich trocknete meine Sachen. Während ich meine Sachen ordnete und so vor mich hin träumte ging auf einmal meine linke Rute los. Mep, Meeep, Meeeeeep! Wenige Sekunden später befand ich mich im Boot, auf dem Weg zum Fisch. Nach einem kurzen Drill konnte ich einen sehr sehr alten Fisch über meine Maschen ziehen.
Der Fisch hatte schon einige Jahre auf dem Buckel und gehört sicher zu den alten Recken des Charmes. Ich denke, dass dieser Fisch vor einiger Zeit weit über 50Pfund hatte und durch sein Alter abnahm.
Auch allein hat das Angeln in Frankreich seine spannenden Seiten.
Mathis
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